Samstag, 7. März 2020

Deutschland - Breisach 305 km

Zunächst tingeln wir noch bis Dole auf mautfreien Straßen. Dann wechseln wir auf die mautpflichtige Autobahn und erreichen Deutschland. In Breisach übernachten wir und beenden damit unsere Wintertour.
Ab morgen geht es zurück in die Lüneburger Heide.

Fazit

Jetzt fahren wir 37 Jahre Wohnmobil, inzwischen das sechste, und sind seit 14 Jahren im Un-Ruhestand. Früher haben wir die Rentner beneidet, die die kalte Jahreszeit zwanglos im warmen Süden verbringen konnten. Dann haben wir selbst mitgemacht, sammelten unsere eigenen Erfahrungen und erlebten einen Wandel in "unserer" Urlaubsform. Als wir mit dem "Überwintern" anfingen, beschränkten wir uns auf wenige Monate. Unsere Ziele lagen im Süden Spaniens und Portugals. Richtige Stellplätze gab es wenige. Campingplätze waren entweder geschlossen oder auf Langzeiturlauber eingestellt oder schlichtweg zu klein für Wohnmobile. Daher standen wir oft frei in Strandnähe oder in mehr oder weniger leeren Urbanisationen. Ob das immer gesetzeskonform war, wollen wir mal so dahin gestellt lassen. Die Polizei hat da schon hin und wieder ein Wörtchen mitgeredet. Zuerst erkannten die Bäcker und Obsthändler die Zeichen der Zeit und fuhren regelmäßig die bekannten Orte an. Dann entstanden "offizielle" SP, wo man meistens gegen Gebühr stehen, ver- und entsorgen konnte, manchmal auch Strom und eine warme Dusche bekam. Diese Angebote nahmen wir gerne an und tingelten von Ort zu Ort je nach Lust und Laune und natürlich Wetter. Mit zunehmender Zahl der offiziellen Plätze wurden die wilden Plätze auch öfter geräumt. Aus Sicht der SP-Eigner sicher gewollt. Zugegeben, nicht ganz unbemerkt stieg die Zahl der Gleichgesinnten, soll heißen, die Anzahl der Womos. So wurde es gerade an den schönen Plätzen immer voller. Immer öfter kamen wir an einen Platz, wo wir nicht mehr unterkamen und uns eine Alternative suchen mussten. Dabei stellten wir fest, dass immer mehr Wohnmobilisten gar keine Mobilisten mehr sind. Heute stellt sich die Lage wie folgt dar: Diese Spezies fährt früh in der jeweiligen Saison den gewünschten Platz an und gräbt sich dort ein. Der Unterschied zum Dauercamper wird immer verschwommener. Doch eine Steigerung gibt es noch: Reservierung. Wie auf Campingplätzen durchaus üblich, reservieren viele auf Stellplätzen. Dann kommt man als spontan Auftauchender auch nicht oder nur bis zum... unter, weil ab dann reserviert ist. Naja, die SP-Eigner haben damit wohl eher kein Problem, denn die Auslastung ist dadurch sehr gut planbar. Weil SP oft sehr kleine Parzellen aufweisen, wo man Womo, Vorzelt, Terrasse und Pkw nebeneinander schlecht unterbringt, reserviert man halt gleich zwei Parzellen nebeneinander. Egal wie man diese Entwicklungen finden mag, derjenige der sie nicht mitmacht, hat das Nachsehen.

Die Spanier…

sind lichtscheu, denn sie tragen grundsätzlich Sonnenbrille, vielleicht werden sie sogar schon damit geboren.

halten anderen gern den Spiegel vor, denn die Sonnenbrillen sind voll verspiegelt.

sind sparsam, denn sie kaufen keine Spiegel. Wie sonst lässt sich manche geschminkte, oder besser, gekleisterte Frau erklären?

tragen Schrumpfkleidung. Manche Frauen drohen darin zu platzen. Nein, das willst Du nicht sehen.

sind schwerhörig, denn sie schreien grundsätzlich.

sind Machos. Schon kleine Kinder, männlich, stellen sich Radfahrern in den Weg.

fahren nicht Fahrrad, sondern mountainbiken oder rennradeln.

fahren ab Anzahl 2 Radlern nicht hinter einander sondern neben einander, auch gerne im Pulk.

haben für Radler die Straßenverkehrsordnung ausgesetzt.

fahren nur nach einer Regel Rad: Frechheit siegt.

brauchen keine Fahrradklingel. Deren Schall wäre eh zu langsam.

haben Leseschwächen. Fußgänger nutzen Radwege, Radfahrer nutzen Fußwege.

haben Gleichgewichtsprobleme. Schwanken zwischen Rad- und Fußweg.

haben Autos, die nicht ausgehen; auch nicht beim Parken.

haben keine Zucker- sondern eine Zuckkrankheit. Wenn sie Auto oder gar Motorrad fahren, zuckt der Fuß bzw. die Hand zum Vollgas.

halten Geschwindigkeitsbegrenzungen lediglich für eine Diskussionsgrundlage.

lieben Musik nur wenn sie laut ist.

lassen gerne andere an ihrem Musikgeschmack lautstark teilhaben, ob die anderen das wollen oder nicht.

fahren gerne hupend zwischen Womos durch, vorzugsweise zur Schlafenszeit.

hassen Papierkörbe und Abfalleimer.

lieben Plastik und Müll am Wegesrand.

fühlen sich ohne Smartphone in der Hand nicht standesgemäß gekleidet.

telefonieren eigentlich immer, auch wenn sie zu zweit spazieren gehen. Miteinander?

sind sehr offen, denn sie nutzen gerne die Freisprechfunktion ihres Smartphones.

sehen eventuell von der Nutzung der Freisprechfunktion ab, wenn sie Ohrstöpsel tragen.

müssen nicht aufs Klo. Es gibt zwar welche, die sind aber verschlossen.

müssen auch in Restaurants nicht aufs Klo. Es gibt zwar welche, aber wenige oder auch verschlossen. Falls doch mal eins auf ist, überlege genau, ob Du es nutzen willst.

Freitag, 6. März 2020

Givry 240 km

Jetzt spüren wir deutlich, wie kalt es hier im Norden ist. Gut dass wir unsere Heizung vorsorglich über Nacht laufen lassen. Ein paar Mal springt sie an und rettet uns. Der Gang zum Bäcker am Morgen erfolgt daher auch mit schnelleren Schritten und angepasster Kleidung. Aber immerhin verläuft unsere Fahrt heute trocken und ohne Böen. Die Kälte lassen wir draußen. Gemütlich erreichen wir am frühen Nachmittag Givry. Weiter wollen wir heute nicht. Lieber nutzen wir den morgigen Samstag für die Reststrecke nach Deutschland, wo wir auf weniger Schwerverkehr hoffen. In Givry können wir wieder so parken, dass unser liebes, kleines, gelbes Heizkraftwerk unseren Gasverbrauch reduziert. Da die Sonne nun schon mal scheint, machen wir einen kleinen Spaziergang durch den an sich sehr netten Ort. Es gibt viel zu sehen und zu fotografieren.
Und auch ein bisschen was Kurioses.
Passt nicht, gibt's nicht.
Kleines Quiz: Wer darf hier wann was?

Donnerstag, 5. März 2020

Issoire 360 km

Neben uns steht ein dickes Womo, auf dem Dach eine Klimaanlage mit der Aufschrift "Silent Air" (leise Luft). Gestern Abend hören wir ein grässliches Scheppern und Schleifen. Der Kollege bugsiert seinen Smart über zwei Schienen, also keine richtige Rampe, in die Heckgarage. Hierzu benutzt er eine elektrische Seilwinde und korrigiert die Radstellung durch die geöffnete Fensterscheibe. Nach einigen Versuchen hat er es geschafft. Ruhe. Ein paar Minuten später hören wir die Startversuche eines Motors und schließlich läuft der Moppel im Womoboden; natürlich einer von der lauten und stinkenden Sorte. Soweit zu "Silent Air". Zum Glück steht die Windrichtung uns bei und der Moppel macht nach einer halben Stunde Feierabend. Inzwischen trafen doch noch einige Womos spät ein. Diese sind auch die ersten, die heute Morgen ganz früh fahren. Die Kassiererin ist noch nicht da. Bestimmt haben sie es nur eilig. Die SP-Gebühr wollen sie wahrscheinlich überweisen. 🤔 Als wir losfahren haben wir eine weiße Wand vor uns - das Moppel-Womo. Gut dass wir es kurz vor Narbonne überholen können. Dann stehen wir allerdings in Coursan im Stau. Ein paar Tieflader mit Fertighäusern quälen sich durch die schmale Durchgangsstraße und kommen uns entgegen. Uns leuchtet absolut nicht ein, warum diese Monster ausgerechnet hier anstatt auf breiteren Straßen fahren müssen und wenn schon, warum dann nicht nachts. Irgendwann sind wir durch. Dann geht es auch bald auf die Autobahn Richtung Millau. Heute gönnen wir uns die mautfreihe Ortsdurchfahrt, weil das Navi nur eine vertretbare Verzögerung angibt. Da muss sich einer gewaltig verrechnet haben oder Toni Mang auf dem Motorrad als Vergleich genommen haben. Vielleicht fahren wir auch einfach zu langsam. Kaum sind wir wieder auf der Bahn, nun weiter Richtung Clermont, suchen wir uns einen Rastplatz für die Mittagspause. Nach schier unendlicher Kreiselei stellen wir fest, dass dieser Rastplatz gesperrt ist. Eigentlich hätten uns das auch diverse Hinweisschilder sagen müssen. Aber wer kennt schon die Namen von Rastplätzen? Egal, dann eben wieder rauskreiseln und den nächsten nehmen. So gestärkt fahren wir ganz hoch auf 1121 m am Col des D'Issartets und damit in die Kälte, ins Schauerwetter und in einen Sturm mit saftigen Böen.
Als wir schon fast aufgeben und einfach irgendwo abfahren wollen, wird es besser. Na also, geht doch. Trotzdem reicht es uns für heute als wir auf den SP in Issoire einbiegen.
Nur ein kleiner Cache in der Nähe lockt uns noch zu einer minimalen Aktivität.

Mittwoch, 4. März 2020

Frankreich - Gruissan 360 km

Trotz Wind und mageren Temperaturen haben wir sicher geschlafen. Schließlich liegt der SP direkt bei den "Geschwaderjungs", den Mossos d'Esquadra, einer katalanischen Polizeieinheit. Unsere Fahrt über mautfreie Straßen führt uns wieder nach Frankreich und dort auf den SP in Gruissan. Als wir im Herbst dort waren, standen wir kostenlos, jetzt Anfang März wird leider kassiert. Da drückt sogar Petrus vor Mitleid sein Schnieftuch über uns aus und lässt es regnen.

Dienstag, 3. März 2020

Tarrega 400 km

Gestern haben wir wegen des Sturms auf die Abreise verzichtet. Aber heute geht es los. Wir haben uns sogar den Wecker gestellt. Wie schön ruhig es doch morgens um 7 auf dem SP ist. Als wir unsere Auffahrkeile verstauen, kommen schon die ersten aus der mittleren Wartereihe und fragen, ob sie den Platz erben können. Das ist aber nicht unsere Entscheidung sondern die des Platzwartes. Nach einer schnellen Verabschiedungsrunde (einige schlafen noch) fahren wir los. Erster Halt wenige Kilometer später erfolgt bei einer Gastankstelle. Den Reifendruck können wir leider nicht prüfen bzw. anpassen. Das Gerät schafft keine 5 Bar. Das holen wir auf einer Autobahntankstelle auf der jetzt hier mautfreien A7 nach. Kurz vor Tarragona fahren wir ab zu einer günstigen Dieseltankstelle. Wir stutzen kurz, denn wir finden zunächst eine "teuere" Repsol vor. Aber auf dem gleichen Gelände steht eine weitere Tankstelle mit den besseren Preisen, 20 Cent Unterschied. Sachen gibt's!
Da wir recht zügig voran kommen, fahren wir etwas weiter als geplant in das Inland (um Barcelona weiträumig zu umfahren) und machen Station in Tarrega. Der Durchgangsplatz scheint ok zu sein, aber diese Frische sind wir nicht mehr gewohnt.
Für einen kleinen Rundgang mit Cachesuche haben wir daher ein paar Kleidungsstücke aus der hinteren Ecke hervor holen müssen.

Montag, 2. März 2020

Daimus - 11

Ab 3 Uhr morgens nimmt der Wind zu. Vor allem die Böen frischen zwischendurch kräftig auf. Gut dass wir gestern alles ins Womo in Sicherheit gebracht haben. So können wir beruhigt weiterschlafen. Am Morgen genießen wir unseren Kaffee mit Aussicht nach draußen. Eine Mülltonne, groß, schwer und angebunden, hat sich ihre Freiheit erkämpft und sich ihres Unrates entledigt. Dieser genießt nun selbst die gewonnene Freiheit. Die Hundebesitzer reduzieren den Gassigang auf ein Minimum. Die Besitzerin einer Kleinstversion Hund wagt diesen Gang erst gar nicht. Vermutlich befürchtet sie die Flugeigenschaften ihres Wauwaus. Dafür schleicht sie mit einer Plastiktüte in der Hand hinter den Womos entlang. Bestimmt sammelt sie nur seltene Kieselsteine. Einige Nachbarn laufen bei uns vorbei und interessieren sich scheinbar für unser Kennzeichen, sagen aber nichts. Soviel Interesse kommt Achim spanisch (im Sinne von seltsam) vor. Er rafft sich auf und wagt sich nach draußen. Da liegt ein Klappstuhl unter der Stoßstange. Achim sucht ein bisschen herum und findet einen Nachbarn 2 Womos weiter, wo ein solcher Stuhl noch im Dunstkreis weilt. Er fragt, ob jener denn einen seiner mobilen Sitzgelegenheiten vermisse. Er tut es, sagt wohl wegen der Störung etwas mürrisch danke und macht die Tür wieder von innen zu. Wir laufen heute zum Einkaufen.
Vom Wind geknickt
Radfahren würde heute nur bedingt Spaß machen. Allerdings ist das Laufen mit leerem Rucksack auch nicht ganz so einfach. Hinter jeder Ecke ändern sich Windrichtung und -stärke. So ähnelt unser Laufstil wohl dem eines Betrunkenen. Zurück mit vollen und schweren Rucksäcken geht es besser geradeaus, wenn auch in Demut gebückt.
Alternativer Baustil
Auf dem SP geht das Sturmwichteln munter weiter. Wir lassen unser Zeug also lieber drin. Stattdessen machen wir einen Spaziergang zum Strand. Wir wollen die hohen Wellen sehen. Pustekuchen! Am Strand außerhalb der Häuserschluchten ist es halb so schlimm, in Böen 26 Knoten. Etwas weiter draußen schaut es zwar anders aus, aber da sind wir nicht. Zurück auf dem SP stauen sich wieder die Womos. Wahrscheinlich wollten viele fahren, haben es sich aber wegen des Sturmes anders überlegt. Und der Rest ist neu und sucht Kuschelschutz. Wir trinken unseren Kaffee heute indoor; outdoor wäre mit Flugsand. Das knirscht dann so zwischen den Zähnen. Achim traut sich nach dem Kaffee aber vor dem Duschen doch noch nach draußen und genießt im mageren Windschatten die Sonne bis eine große, böse Wolke diesen Genuss beendet.

Sonntag, 1. März 2020

Daimus - 10

Gestern Abend knallt es nicht weit von uns. Das kommt aber nicht aus dem Fernseher, wo der Friesland-Krimi so vor sich hin läuft. Auf dem nahen Sportgelände findet ein Feuerwerk statt. Wahrscheinlich der Abschluss der Karnevalssaison. Die dauert angeblich in Spanien etwas länger. Naja, eigentlich knallt es hier ja das ganze Jahr über, nennt sich dann halt nur anders, Fallas oder so ähnlich. Nachdem auch der Friesland-Krimi ganz zur Ruhe gekommen ist, fängt anstelle des Feuerwerks die Mucke an. Somit bedeutet ein Feuerwerk also nicht den Abschluss der Feierlichkeiten sondern den Beginn und damit den Abschluss der Schlafensphase, die eigentlich noch nicht einmal begonnen hat. Am Morgen meint allerdings Karin, Achim hätte hörbar geschlafen, woran sich Achim irgendwie nicht erinnern kann. Dafür steht er aber auch schon sehr früh auf. Einige Womos starten schon wieder, um den ruhigen Sonntagsverkehr zu nutzen. Kaum zu glauben, aber dafür kommt um halb Neun schon das erste Womo, um eine frei gewordene Lücke wieder zu füllen.
Ein entspannter Tag auf dem SP. Die Sonne spielt mit uns, mal windstill und heiß, dann bewölkt mit Windböen. Die sind wohl die Vorboten des angekündigten Sturms.
So verläuft der Tag mit rein und raus aus dem Womo und dem Beobachten des täglichen Stühlerückens. Abends packen wir dann alles ins Womo, damit morgen nichts wegfliegen kann.