Achim
wacht um vier Uhr morgens auf. Natürlich ist es hell. Es ist fast
immer hell hier um diese Jahreszeit. Er muss an die 6-7-8-Regel vom
Segeltörn vor einigen Jahren denken. Sechs Uhr aufstehen, sieben Uhr
frühstücken, acht Uhr ablegen. Wir haben diese Regel leicht
verändert. Sie lautet jetzt: sechs Uhr vergiss es, sieben Uhr man
kann den Boiler für Warmwasser schon mal anmachen, acht Uhr schaun
wir mal. Wir starten und fahren ab Geiranger den Adlerweg weiter in
Richtung Grotli. Achim hätte nicht gedacht, dass es wieder so steil
und so lange bergauf geht. Unser Womo hat ganz schön zu tun. Auch
die Temperaturanzeige ist wieder sehr in Bewegung, beruhigt sich aber
zum Glück immer wieder rechtzeitig.
Oben angekommen können wir uns
zusammen mit dem ersten kleinen Gletscher fotografieren und haben
einen tollen Blick auf die Zickzack-Kurve hinunter nach Geiranger auf
der anderen Talseite. Wir könnten noch ein paar Höhenmeter auf
einen Aussichtspunkt machen – mautpflichtig. Aber wir verzichten.
Die riesigen Hochgebirgsseen schauen aus der Nähe einfach grandios
aus.
Ein paar Kilometer später winken uns Motorradfahrer im
Vorbeifahren zu und zeigen nach hinten. Wir winken natürlich
freundlich zurück. Zuerst denkt Achim, an seinem Womo ist was
kaputt. Aber nein, die Motorradfahrer kommen aus dem gleichen
Landkreis wie wir und freuen sich einfach, „Nachbarn“ aus
Deutschland zu treffen. Wieder ein paar Kilometer weiter machen wir
bei Grotli eine kleine Pause und testen den Satempfang. Wäre
möglich. Zur Erinnerung: Morgen WM-Endspiel Deutschland gegen
Argentinien. Hier treffen wir auch unsere Nachbarn aus LER von
letzter Nacht aus Geiranger wieder. Im Jostedalsbreen Center machen
wir unseren nächsten Informationshalt. Dort treffen wir wieder eine
bekannte Womobesatzung von gestern aus Geiranger, diesmal mit
Kennzeichen PB. Wir entsorgen in Stryn und machen uns auf den Weg zum
Briksdalsbreen. Auf dem letzten Parkplatz vor dem Gletscher müssen
wir fünfzig NOK Tagesparkgebühr berappen. Dann wandern wir etwa
eine Stunde lang hinauf zum Gletscher.
Zwischendurch werden wir beim
Überqueren einer Brücke auch schön geduscht. Es ist zwar nur eine
Art Sprühregen, aber nass wird man damit auch. Leider ist einige
Meter vor dem Gletscher eine Absperrung, die man ohne Schwimm- oder
Kletterübungen nicht überwinden kann. Wir haben gehört, noch vor
wenigen Jahren wäre man näher herangekommen. Dann erwischt uns der
Regen. Macht nichts. Wir sind "wasserdicht" ausgerüstet und marschieren wieder
hinab. Ach ja, natürlich haben wir vorher noch ein Trollmännchen
gebaut. Auf dem Rückweg treffen wir die Womobesatzung aus PB wieder.
Schade, dass sie so spät dran sind, weil jetzt das Wetter nicht mehr
gut mitspielt. Zurück am Womo legen wir uns trocken, während der
Regen sich inzwischen zum Dauerregen mit Blitz und Donner gemausert
hat. (Kleine Anmerkung: Bevor wir zum Gletscher marschiert sind,
haben wir uns in der Touristeninformation am Parkplatz nach dem
Wetter erkundigt. Es sollte angeblich weiterhin so sonnig, trocken
und warm bleiben. Denkste!) Wir fahren ein paar Kilometer wieder in
Richtung Stryn zurück und richten uns auf einem Rastplatz ein. Dort
stehen schon zwei Womos. Wir werden dann wohl auch nicht allein
bleiben.
