Mittwoch, 28. März 2018

Herbstein 90 km


Obwohl die Bahnlinie nicht weit von unserem Schlafplatz entfernt verläuft, schlafen wir sehr ruhig und entspannt. Am Morgen ist dann aber mit Ausschlafen doch nichts. Ein paar Gemeindearbeiter kommen mit ihren schweren Fahrzeugen auf den Stellplatz und wecken uns mit dem Maschinenlärm. Nach fünf Minuten ist wieder alles ruhig. Frühstück? Besprechung? Wir wissen es nicht. Eine Stunde später lärmen die Maschinen wieder. Wir geben und stehen auf. Wieder eine Stunde später kehrt dann wieder Ruhe ein. 2. Frühstückspause? Egal, wir wollen eh weiter nach Süden in der Hoffnung auf besseres Wetter. Es regnet nämlich, nicht viel, aber doch zu viel, um ihn zu ignorieren. Auch die Autobahn ignorieren wir, weil dort ziemlich viel los sein soll. Die etwa neunzig Kilometer bis zu unserem heutigen Ziel Herbstein schaffen wir auch auf der Landstraße. 

Ein oder zwei Baustellen mit sehr intelligent angelegten und noch intelligenter ausgeschilderten Umleitungen lassen uns die Gegend doch etwas länger genießen. Apropos Gegend. Wir befinden uns im Naturpark Vogelsberg, also auf einem 60 km breiten Vulkan – erloschenem natürlich. Sonst wäre es heute auch etwas wärmer. Diese Wärme finden wir an unserem Ziel, der VulkanTherme in Herbstein. Da man bei diesem Wetter nicht allzu viel Lust verspürt für Outdoor-Aktivitäten ist das keine schlechte Idee. Die Therme ist nicht besonders groß, eher klein. Aber das reicht uns. Zuerst genießen wir das Warmwasserbecken, wo Wasser- und Lufttemperatur sich sehr ähneln, einiges über 30 Grad. Vom Klientel her sind wir im Schnitt zehn Jahre zu jung. Dementsprechend sind auch die Unterwasserpumpen für den Lautstärkepegel konkurrenzlos verantwortlich. Nach den empfohlenen 20 bis 30 Minuten geht es in die Saunalandschaft. Das Wort Landschaft ist etwas übertrieben. Es gibt eine richtige Sauna, finnisch 90 Grad, eine Biosauna, von einem Besucher auch Babysauna genannt, und ein Dampfbad. Außen herum der (leider Un-) Ruhebereich. Nach der Abkühlung im Tauchbecken, maßgeschneidert für immer nur ein Exemplar Mensch, aalen wir uns auf zwei der Liegen. Die meisten sind schon entweder belegt oder englisch belegt (= mit Handtüchern reserviert). Wir schlafen zwar fast ein, werden aber immer mal durch die üblichen Geräusche Schnarchen, Tratschen oder Zeitung lesen wach gehalten. Letzteres ist kein Witz. Man kann offenbar eine Seite einer Zeitung blitzschnell lesen, oder auch nur die Bilder anschauen, beim Umblättern soviel Lärm verursachen, dass man glaubt, die Seite würde vor Wut zerknüllt werden. Und das ganze wohl mit der Wochenendausgabe, weil die mehr Blätter hat. So haben auch die Zuhörer mehr davon. Nach ein paar weiteren Saunagängen kehren wir zurück zum Womo. Es regnet immer noch. Aber wir sind nicht mehr allein. Andere Womobesatzungen hatten wohl die gleiche Idee wie wir.