Obwohl
die Bahnlinie nicht weit von unserem Schlafplatz entfernt verläuft,
schlafen wir sehr ruhig und entspannt. Am Morgen ist dann aber mit
Ausschlafen doch nichts. Ein paar Gemeindearbeiter kommen mit ihren
schweren Fahrzeugen auf den Stellplatz und wecken uns mit dem
Maschinenlärm. Nach fünf Minuten ist wieder alles ruhig. Frühstück?
Besprechung? Wir wissen es nicht. Eine Stunde später lärmen die
Maschinen wieder. Wir geben und stehen auf. Wieder eine Stunde später
kehrt dann wieder Ruhe ein. 2. Frühstückspause? Egal, wir wollen eh
weiter nach Süden in der Hoffnung auf besseres Wetter. Es regnet
nämlich, nicht viel, aber doch zu viel, um ihn zu ignorieren. Auch
die Autobahn ignorieren wir, weil dort ziemlich viel los sein soll.
Die etwa neunzig Kilometer bis zu unserem heutigen Ziel Herbstein
schaffen wir auch auf der Landstraße.
Ein oder zwei Baustellen mit
sehr intelligent angelegten und noch intelligenter ausgeschilderten
Umleitungen lassen uns die Gegend doch etwas länger genießen.
Apropos Gegend. Wir befinden uns im Naturpark Vogelsberg, also auf
einem 60 km breiten Vulkan – erloschenem natürlich. Sonst wäre es
heute auch etwas wärmer. Diese Wärme finden wir an unserem Ziel,
der VulkanTherme in Herbstein. Da man bei diesem Wetter nicht allzu
viel Lust verspürt für Outdoor-Aktivitäten ist das keine schlechte
Idee. Die Therme ist nicht besonders groß, eher klein. Aber das
reicht uns. Zuerst genießen wir das Warmwasserbecken, wo Wasser- und
Lufttemperatur sich sehr ähneln, einiges über 30 Grad. Vom Klientel
her sind wir im Schnitt zehn Jahre zu jung. Dementsprechend sind auch
die Unterwasserpumpen für den Lautstärkepegel konkurrenzlos
verantwortlich. Nach den empfohlenen 20 bis 30 Minuten geht es in die
Saunalandschaft. Das Wort Landschaft ist etwas übertrieben. Es gibt
eine richtige Sauna, finnisch 90 Grad, eine Biosauna, von einem
Besucher auch Babysauna genannt, und ein Dampfbad. Außen herum der
(leider Un-) Ruhebereich. Nach der Abkühlung im Tauchbecken,
maßgeschneidert für immer nur ein Exemplar Mensch, aalen wir uns
auf zwei der Liegen. Die meisten sind schon entweder belegt oder
englisch belegt (= mit Handtüchern reserviert). Wir schlafen zwar
fast ein, werden aber immer mal durch die üblichen Geräusche
Schnarchen, Tratschen oder Zeitung lesen wach gehalten. Letzteres ist
kein Witz. Man kann offenbar eine Seite einer Zeitung blitzschnell
lesen, oder auch nur die Bilder anschauen, beim Umblättern soviel
Lärm verursachen, dass man glaubt, die Seite würde vor Wut
zerknüllt werden. Und das ganze wohl mit der Wochenendausgabe, weil
die mehr Blätter hat. So haben auch die Zuhörer mehr davon. Nach
ein paar weiteren Saunagängen kehren wir zurück zum Womo. Es regnet
immer noch. Aber wir sind nicht mehr allein. Andere Womobesatzungen
hatten wohl die gleiche Idee wie wir.

