Samstag, 16. Februar 2019

Frankreich – Gruissan 275 km


Die Nacht wird ziemlich laut. Hinter dem Stellplatz hatten wir zunächst einen Jugendtreff vermutet. Aber mit der Zeit kommen wir immer mehr zu der Erkenntnis, dass sich hier die Mitglieder eines Spielmannszuges zu einer Feier treffen. Wir hören Getrommel, immer mal wieder Blechinstrumente, deren Bläser wohl noch etwas an der Lippenmotorik arbeiten müssten, und auch mal etwas Gejohle. Das alles bis etwa drei Uhr in der Früh. Dann fallen scheinbar auch die letzten um. Um diese Zeit kommt auch das letzte Womo, dass sich aber am Morgen gleich als erstes wieder aus dem Staub macht. Ein Uralt-VW-Bus mit kernigem Motor. Das spart den Wecker. Unser Blick nach draußen ist etwas durch Eisblumen getrübt.

Bei minus 1,4° kein Wunder. Ein leises Brummen in unserer Garage ruft uns unsere Efoy in Erinnerung, dessen Frostschutz aktiviert wird. Achim traut sich kurz nach draußen, um die Scheibenabdeckung runter zu klappen, damit die liebe Sonne eine Chance bekommt. Nach dem Frühstück und der VE starten wir nach unserem üblichen FILO-Prinzip (First In Last Out). Vorsichtig kurven wir die Serpentinen wieder hoch, die wir gestern erst runter gefahren sind. Es könnte stellenweise glatt sein. Dann geht es auf die Bahn in Richtung Girona und Figueres. Dabei erklimmen wir immer wieder stolze Höhen, um anschließend wieder in die Täler hinab zu tauchen. Die höchsten Pässe sind dabei Santa Maria d‘Olo mit 760 m und Coll de Ravell mit 800 m (laut unserem Navi). Unser Womo meistert sie alle tapfer. Zwischen Girona und Figueres sehen wir was, das es in Deutschland äußerst selten gibt: einen arbeitenden Bauarbeiter am Samstag.

In Figuera fahren wir kurz von der Hauptstrecke auf eine Nebenstrecke zum Tanken. Dank Karins App sparen wir so wirklich eine Menge. Im Vergleich hätten wir sonst in Spanien 20 Cent, in Frankreich sogar 40 Cent mehr bezahlt – pro Liter! Der Grenzübertritt von Spanien nach Frankreich ist unspektakulär, sieht man einmal von den schlechten Straßen und den wirklich notwendigen Baustellen ab. Wir gönnen uns auch ein paar Euronen Maut, um nicht zuviel kurbeln zu müssen. In Narbonne treffen wir dann auch noch auf die überall präsenten Gilets Jaunes = Gelbe Westen. Deren Veranstaltung scheint zwar gerade beendet zu sein, aber ein Auto mit aus dem Fenster schwenkender Weste muss im Schneckentempo ausgerechnet zwei Autos vor uns fahren und hält so den gesamten Verkehr auf. Ob das Sympathiepunkte bringt, kann bezweifelt werden. Beim Eintreffen in Gruissan stromern wieder überall Leute mit farbigen Westen über die Straßen. Doch hier handelt sich offensichtlich (überall Transparente) um die erschöpften Teilnehmer eines Volkslaufes, die sich zu ihren Autos quälen. Schließlich kommen wir auf dem Stellplatz in Gruissan am Yachthafen an und wundern uns wie voll der ist. Wir finden aber schon noch eine Lücke.