Wir
verbringen wieder einen schönen Sonnentag auf dem Platz, natürlich
am Womo, nicht innerhalb. Das wäre Vergeudung. Karin füllt am
späten Nachmittag eine Waschmaschine, die geschleuderte Wäsche
verstaut sie in der Garage. Trocknen lohnt sich heute nicht mehr. Das
muss morgen geschehen. Einer unserer Nachbarn hat einen platten
Reifen. Ein Nagel hat sich ins Profil gebohrt. Mit aufgezogenem
Ersatzreifen fährt er nach Vila do Bispo in eine Werkstatt. Dort
wird der defekte Reifen innerhalb von zehn Minuten für 12 Euro
repariert. Von diesem Service würden wir anderswo wohl nur träumen.
Ansonsten wird tagsüber die Sonnwendfeier vorbereitet. Bei unseren
Nachbarn gegenüber ist ein abendliches Lagerfeuer geplant, bei dem
ausgewählte Gäste eingeladen sind. Wir auch! Das freut uns
natürlich. Die meisten bringen irgendetwas mit, aber das ist kein
Muss. Bei Einbruch der Dunkelheit versammeln sich nach und nach alle
Gäste. Jeder bringt seinen Stuhl mit, einschließlich Auflage. Es
soll frisch werden. Wir hätten unsere Auflagen zwischendurch
herunter nehmen sollen. Denn so haben sie schon Feuchtigkeit
aufgenommen als wir uns setzen wollen. Müssen wir sie leider zu der
Wäsche in die Garage legen und uns auf Decken setzen. Wir bewundern
in aller Bescheidenheit den Vollmond und ein paar glitzernde Sterne.
Sehr schön, aber auch ein Zeichen, dass es wirklich kalt werden
wird. Die beiden Feuerschalen wirken dabei Wunder, zumindest von
vorne.
Unsere Füße und Gesichter glühen fast, während unsere
Rücken allmählich kälter werden. Einige wärmen sich mit Glühwein
oder Bratwürsten, andere mit dicken Jacken und weiteren Decken.
Einer der Gastgeber liest ein paar Kurzgeschichten über die
Sonnwendfeier vor.
Interessant und antik. Ganz modern dazu die
Untermalung mit eher spanischer Musik aus dem Bluetooth-Lautsprecher,
garniert mit Klängen von Holzschlaginstrumenten, die reihum gereicht
werden, so dass jeder seine Musikalität mehr oder weniger unter
Beweis stellen kann. Einer der Gäste ist natürlich der Platzwart,
der seine Mandoline mitbringt.
Dann wird es international. Er selbst
ist Engländer, wohnt in Schottland (sofern er nicht hier ist) und
spielt uns irische Volksweisen vor. Nach einer kleinen Pause holt
eine Französin ihr Akkordeon hervor und lässt bretonische
Musikstücke erklingen. Das ist alles richtig schön romantisch.


