Wir
Deutschen neigen gerne dazu, alles zu regeln, von der Wiege bis zur
Bahre, vom Sinnvollen bis zum Sinnfreien. Und wenn wir das endlich
geschafft haben, ist dies alles unantastbar: „Das war schon immer
so! Das haben wir noch nie anders gemacht! Da könnte ja jeder
kommen!“ Damit auch ja nichts anders läuft als es soll, versichern
wir es Vollkasko ohne Selbstbeteiligung. So können wir uns auf ein
geregeltes Dasein verlassen und beruhigt unser Hirn ausschalten.
Mit
diesen Eigenschaften machen wir uns selbstredend nicht grundsätzlich
beliebt. Sollten wir diese auch auf unser Hobby, zum Beispiel das
Reisen mit dem Wohnmobil, übertragen, sorgen wir damit auch gleich
für die Verbreitung unserer (Un-) Beliebtheit.
Nachfolgend
machen wir uns ein paar Gedanken über alltägliche Dinge beim Reisen
mit dem Wohnmobil. Rechtliche Aspekte wollen wir dabei als gegeben
aber weitestgehend unkommentiert lassen und uns lieber auf das
konzentrieren, was der Verstand, der Anstand, das Miteinander, die
Nettikette versuchen, uns zu sagen.
Reiseplanung
Planung
ist Ersatz des Zufalls durch den Irrtum.
Diese
Lebensweisheit wird sowohl Winston Churchill als auch Albert Einstein
zugesprochen. Beide haben sie allerdings nicht überlebt. Die
Nachfahren des einen planen zurzeit sowohl den Aus- als auch den
Eintritt und gleichzeitig den Verbleib in der EU mit allen Vorteilen
für jede Alternative, die Nachteile tapfer ignorierend. Die
Nachfahren des anderen fühlen sich deshalb sowohl räumlich als auch
zeitlich relativ genervt, nicht nur theoretisch. Da hilft auch jene
Relativitätstheorie nicht weiter, selbst wenn man sie verstanden
haben sollte.
Reiseplanung
für Womoreisen sind einfach schön. Man freut sich schon zuhause,
was die Stimmung gerade in trüben Tagen ungemein hebt. Dabei stellen
wir immer wieder fest, dass es meist nicht so kommt, wie man es
geplant hat. Ist das schlimm? Wir finden nicht. Zwar sind die Gründe
für Planänderungen nicht immer schön, aber gerade die Flexibilität
macht das Reisen mit dem Wohnmobil doch aus – oder etwa nicht?
Park-,
Stell-, Campingplatz
Egal
wie flexibel wir reisen, irgendwann stellen sich die Fragen: Wo
wollen wir halt machen? Wo wollen wir übernachten? Wie lange wollen
wir bleiben?
In
der Werbung wird dies als ganz einfach dargestellt. Das Womo kurvt
über einsame, malerische Straßen zu einem ebenso einsamen,
malerischen Platz in der Natur mit tollem Ausblick und selbst das
Lagerfeuer lodert gemütlich und ganz selbstverständlich. Schöne
heile Welt. Wer dieser Werbung glaubt, der glaubt auch, dass
Zitronenfalter Zitronen falten können.
Parkplatz
Nun
hat sicher jeder schon mal etwas vom „Recht einer Nacht“ oder dem
„Jedermannsrecht“ gehört oder gelesen. Hier die kurze, etwas
vereinfachte Erläuterung: Das „Recht einer Nacht“ bedeutet nicht
mehr, als dass man überall dort seine Fahrtüchtigkeit wieder
herstellen darf, wo das Übernachten nicht verboten ist. Auf einem
Autobahnparkplatz ist dies eher der Fall, auch wenn es nicht
unbedingt ratsam ist, auf einem Supermarktparkplatz eher seltener. Um
nicht verjagt zu werden oder gar ein Bußgeld zu riskieren, sollte
man im Zweifel lieber vorher fragen – so man denn den Zuständigen
findet. Ein „Platzhirsch“ ist da der falsche Ansprechpartner.
Übrigens sollte man nicht glauben, dass ein Bierchen eine
Übernachtung rechtfertigt. Selbstverschuldete Fahruntüchtigkeit
schützt genauso wenig vor Strafe wie Unwissenheit.
Bleibt
noch das „Jedermannsrecht“, dass hauptsächlich bei unseren
nördlichen Nachbarn Usus ist und eigentlich das freie Zelten abseits
in der Natur reglementiert. Auf Wohnmobile ist es nicht so einfach
übertragbar, auch wenn unsere nördlichen Nachbarn sich da oft sehr
tolerant zeigen - dankenswerterweise.
Parkplätze
sollten also mit Bedacht gewählt werden, vor allem wenn man nicht
nur eine kleine Pause machen will sondern auch übernachten möchte.
Dort, wo Parkraum sowieso knapp ist, wird es schwieriger sein als auf
einem gemischten Großparkplatz oder bei einem Schwimmbad, einem
Fußballplatz oder ähnlichem. Auch die Sache mit der Ruhe und
Sicherheit sollte man nicht außer Acht lassen. Schleuderspuren von
Autoreifen und Glassplitter könnten auch noch auf eine weitere
Nutzung hinweisen, meistens zu einer Uhrzeit, wo das Sandmännchen
schon längst zugegen war.
Aber
auf jeden Fall sollte klar sein: Wenn Verbotsschilder das Parken oder
Übernachten für Womos verbieten oder das Womo andere Fahrzeuge
behindern würde, und sei es nur, weil die gekennzeichneten
Parkbuchten zu klein sind, sind solche Plätze tabu. Wenn es aber
möglich ist, so sollte man aber auch nur parken und nicht campen. Ob
Keile für das waagerechte Stehen und/oder geöffnete
Fenster/Eingangstür, ausgefahrene Satellitenschüssel angebracht
sind, sollte mit Fingerspitzengefühl entschieden werden.
Parkplätze/Stellplätze
für Wohnmobile
Eindeutig
besser geeignet als Parkplätze sind „Parkplätze/Stellplätze für
Wohnmobile“ allemal. Doch auch hier steckt der Teufel im Detail.
Oft wird auch zwischen diesen beiden Begriffen nicht wirklich
unterschieden. Man muss schon genau hinschauen. Manchmal darf man
auch dort nur tagsüber oder gar nur für eine kurze Zeit stehen, zum
Beispiel zum Einkaufen. Selbst eine VE auf solch einem Platz
erweitert das Erlaubte nicht automatisch. Zudem hält sich nicht
jeder an die Kennzeichnung, so dass gerade solche meist schön großen
Buchten gerne auch von Pkw-Fahrern genutzt werden. Klar ist das
verboten. Nur nützt einem diese Erkenntnis nicht viel, wenn der
Verantwortliche dieses Verhalten duldet. Hier sind wir solidarisch
mit Mutter/Kind- und Behindertenparkplätzen. Auch wenn vielen nicht
bewusst ist, dass weder eine Mutter ohne Kind, noch ein vielleicht
geistig Kind gebliebener Erwachsener gemeint sind. Auch geistig
Minderbemittelte erfüllen nicht unbedingt gleichzeitig das Kriterium
gehbehindert.
Stellplatz
Es
gibt aber zum Glück auch eine ganze Menge richtig schöne, toll
ausgestattete Stellplätze, wirklich für Wohnmobile. Man erkennt sie
einerseits daran, dass hier schon mehr in Richtung Campen erlaubt ist
als auf einem schnöden Parkplatz, andererseits vor allem aber auch
an der Gebührenstruktur.
Gebühren
Fangen
wir mit dem Mammon an. So möge sich der erfahrene Wohnmobilist von
dem Irrglauben lösen, mit dem Kauf seines teuren Teiles sei alles
weitere schon abgegolten. Selbst oben angeführte einfache Parkplätze
erheben schon Gebühren, die für Womos auch oft (nach oben versteht
sich) angepasst sind. Das ist bei vielen Stellplätzen erst recht der
Fall. Auch hier bitte Vorsicht vor der Werbung! Da gibt es
mittelmäßige Plätze, die werben mit einer Stellplatzgebühr von
(nehmen wir mal an) 5 Euro. Das gilt aber nur tagsüber von 6 bis 18
Uhr. Für die Nacht kommen noch einmal 7 Euro dazu. Wer jetzt mit
beiden Füßen im wirklichen Leben steht, der merkt schon, da kommt
noch was drauf. Logisch, wer nämlich nicht um 5:55 Uhr morgens den
Platz verlassen will, muss nochmals 5 Euro drauflegen. Da waren es in
der Summe 17 Euro für einen Stellplatz mit Übernachtung. Diese
Preise kann man dann je nach Saison auch intensivieren. Besonders
beliebt ist zusätzlich das Erheben von Kurtaxe. Manchmal wird die
Bezeichnung leicht variieren. Der Effekt bleibt jedoch gleich. Es
entstehen weitere Kosten. So empfiehlt es sich, die Kostenstruktur
voher zu eruieren bevor hinterher die Kinnlade herunter klappt. Ich
gebe zu, das ist leichter geschrieben als in der Realität umgesetzt.
Natürlich habe ich auch im wahrsten Sinne des Wortes (schon öfters)
mein Lehrgeld bezahlt. Dies mag als Trost dienen.
Anfahren
eines Stellplatzes
Jetzt
geht es aber endlich auf den Stellplatz – oder? Jein. In vielen
Fällen fährt man einfach rauf, sucht sich einen schönen freien
Platz und gut ist es. Leider nicht immer. Manchmal gibt es gar keinen
freien Platz, weder schön noch häßlich. Da hilft nur nach
Alternativen suchen. Herumkurven bis ein Platz frei wird, wäre die
schlechteste Lösung. Manchmal ist da aber auch eine Schranke, ein
Tor oder ein Platzwart im Weg. Man sollte weder das eine noch das
oder den andere(n) ignorieren. Meist lässt sich dieses „Hindernis“
durch Bezahlung und/oder Anmeldung überwinden.
Anmeldung
Da
wir das Thema Bezahlung (teilweise) schon hatten, widmen wir uns dem
Thema Anmeldung. Einige Betreiber verzichten gänzlich auf
Formalitäten, andere wollen nur die Platznummer wissen. Wieder
andere gehen schon mehr ins Detail, sei es das Kennzeichen, Name und
Anschrift, Nationalität, Beruf, Geburtsdatum, -ort und so weiter.
Einige machen gleich eine Kopie der Ausweise (natürlich aller
Insassen). Was davon sinnvoll oder gar vorgeschrieben ist, entzieht
sich meiner Stufe der Intelligenz. Da es mal so und mal so gehandhabt
wird, komme ich auch mit Logik nicht wirklich weiter. Ich habe mal
einen Rechtsanwalt gefragt, welche Fragen ich bei einer Wohnungssuche
beantworten müsse. Er antwortete, es käme darauf an, wie dringend
ich die Wohnung haben wolle. Zurück zur Anmeldung: Wenn ich rauf
will, füge ich mich den Voraussetzungen – oder ich lass es ganz
bleiben.
Wahl
der Parzelle
Nun
kommt die Suche nach dem richtigen Platz auf dem Platz. Voraussetzung
ist natürlich, man hat die Wahl. Dann hat man auch die Qual der
Wahl. Erstes Kriterium sollte die eigene Sicherheit sein. Wenn etwa
ein Sturm im Anzug sein sollte, ist ein Platz unter oder neben einem
altersschwachen Baum nicht die beste Wahl. Apropos Bäume:
Durchfahrtshöhe, Satellitenempfang, ungewollter Schatten für die
Solarpanele, Dreck und Ungeziefer. Neben einem Bolzplatz könnte
rundes Leder für ungewollte Frischluft im Womofenster oder Beulen im
Blech sorgen. In weichen Untergrund kann man zwar sehr leicht
Erdnägel (wofür auch immer) schlagen, ein weiteres Fortkommen ist
dann aber aufgrund des Eigengewichtes nicht immer gewährleistet. Wie
wir einmal in Norwegen erfahren haben, kann man auch während eines
heißen Sommertages sogar in Teer einsinken und festkleben. Allzu
schräg sollte der Platz auch nicht sein, sonst fällt trotz
Ausgleichskeile irgendwann die Bierflasche um, der Kühlschrank
arbeitet nicht richtig und schlimmstenfalls rollt man aus dem Bett
heraus, was bei einem Bett im Alkoven fatal sein kann. Schließlich
empfiehlt sich eine kleine Musterung der potenziellen Nachbarn.
Passen wir besser zu Doppelfeinripp oder zum Smoking, will die
Riesenbulldogge mit unserem Meerschweinchen spielen oder hat er es
zum Fressen gern? Ist dann die Entscheidung gefallen, geht es darum,
wie rum rein? Über Sonnenstand und Richtung zum selben haben wir uns
schon einmal ausgelassen. Hier soll aber eine erste Überlegung das
Vorbild der Nachbarn sein. Schließlich haben die sich diese Gedanken
schon vor uns gemacht. Also, wenn alle Nachbarn vorwärts respektive
rückwärts einparken, sollten wir das auch tun – fürs erste
zumindest. Solange wir uns nicht zu häuslich einrichten, ist eine
Änderung fast immer möglich.
Grundstücksgrenze
Jetzt
gleich mal eine Bitte: Nicht zu nah an die eigenen
„Grundstücksgrenzen“ fahren. Kein Nachbar ist begeistert, wenn
er beim Kaffee vor seinem Fahrzeug sitzt und der Nebenan über
„seine“ Parzelle latscht, um sein Klo und/oder den Abwassertank
zu leeren. Auch das eigenmächtige Versetzen des nachbarlichen
Wäschetrockners, um an die Fahrradgarage heran zu kommen, ist nicht
sehr beliebt. Erdnägel und Abspannleinen als Stolperfallen beim
Nachbarn einzupflocken ist auch nicht gerade ein feiner Zug.
Abwasser
Apropos
Entsorgung Abwasser. Einige Wohnmobilisten wissen es wohl nicht. Es
gibt einen Absperrhahn, den man auch schließen kann. Manche sind
aber auch einfach im wahrsten Sinne des Wortes stinkfaul. Sie lassen
diesen Hahn grundsätzlich offen. Dann tröpfelt es kontinuierlich.
Entweder die Soße läuft bei hartem Untergrund quer über den Platz,
oder sie versickert bei weichem Untergrund allmählich. Abgesehen
davon, dass beide Alternativen verboten sind, schaut es gräßlich
aus und es stinkt, je nach Windrichtung und sommerlicher Wärme umso
mehr. Meistens ist diese Öffnung nicht vor der Haustür des
Verursachers, denn dann würde er sie wohl schließen, sondern in
Richtung des oder der Nachbarn. Übrigens hilft ein Eimer oder ein
sonstiges Auffangbehältnis nur optisch. Der Mief bleibt. Es gibt da
auch findige Artgenossen mit schon fast kriminellem Einfallsreichtum.
Ein Loch im Eimer (unten, oben ist sowieso ein großes) erspart das
manuelle Leeren desselben. Ich habe sogar schon gesehen, dass jemand
sein Abwasser mittels Abwasserschlauch vom Abwasserhahn bis hinters
Womo geleitet hat. Das Ergebnis war dann um fünf Meter versetzt,
sonst aber identisch.
Müll
Ähnlich
dem Abwasser, verhält es sich mit dem Müll. Die Müllbehälter
innerhalb des Womos sind fast grundsätzlich winzig. Man kann sich
ein größeres Behältnis anschaffen oder auch den Müllsack außen
deponieren, liegend oder hängend, offen oder geschlossen. Liegend
ist bei Wind Risiko behaftet, weil er sich dann vielleicht
selbständig entfernt, eventuell zum Nachbarn. Ich will mal nicht
unterstellen, dass dieser Effekt beabsichtigt ist. Offen geht
meistens auch nicht, weil je nach Inhalt die gleiche Problematik wie
bei Abwasser auftaucht und zudem mehr oder weniger lästiges
Ungeziefer oder auch größeres Getier angelockt wird, was auch
wieder den automatischen Verteilmechanismus fördert. Geschlossen ist
immer besser, vor allem, wenn das Behältnis auch widerstandsfähig
ist. Schließlich sollte der ästhetische Aspekt beachtet werden.
Falls jemand Müllsäcke für Haute Couture hält, sollte er sich
überlegen, ob er sein Womo nicht gegen einen Müllwagen eintauschen
mag.
Fahren
oder Laufen
Natürlich
kann man das Abwasserproblem (Müll dito) auch lösen, indem man
regelmäßig auf die VE fährt, um dort auch gleichzeitig
Frischwasser zu tanken und das Klo zu entleeren. Diese Taktik ist
wohl auf einem Stellplatz noch eher angemessen als auf einem
Campingplatz. Da die Übergänge Stell-/Campingplatz jedoch immer
fließender werden, sollte auch das Fingerspitzengefühl und der
gesunde Menschenverstand (so vorhanden) zu Rate gezogen werden. Meine
ganz persönliche Meinung: Jeder Gang macht schlank. (Ich müsste
noch viel mehr gehen!)
Vorgarten
Die
Jugend zieht es fast ausschließlich vom Land in die Stadt,
Landflucht. Dort ist mehr los. Das fortgeschrittene Lebensalter will
weniger Stress. Es geht nun zurück aufs Land, Stadtflucht. Man
beachte, dass im Wort „Flucht“ schon das Wort „Fluch“ steckt.
Den schönen Garten auf dem Land wünschen sich viele, bis sie
erkennen, wieviel Arbeit damit verbunden sein kann. So bietet es sich
doch förmlich an, auf einem Stellplatz einen vorübergehenden, quasi
ambulanten Vorgarten einzurichten. So lange er Spaß macht, ist es
gut. Wenn er keinen Spaß mehr macht, zieht man weiter. Unter
Vorgarten kann man auch vieles verstehen. Das fängt bei einem
simplen Stühlchen für den Mittagsschlaf an und hört bei einem
gepflegten Schrebergarten mit Gartenzwergen noch lange nicht auf.
Meine Meinung: Ein Wohnmobil, auch Reisemobil genannt, ist per se
etwas Mobiles. Ein Garten ist etwas Stationäres. Wer also sein
Herzblut in einem Garten fließen sieht, sollte überlegen, ob ein
Dauerplatz auf einem Campingplatz oder tatstächlich ein
Schrebergarten nicht das Richtigere für ihn ist.