Ist
das eine blöde Überschrift? Eigentlich ja, aber…! Aber die
Geschichte hat eine kleine Vorgeschichte.
Vor
ein paar Jahren wurde während unserer Abwesenheit in unser Haus in
einem gut bürgerlichem Wohnviertel eingebrochen. Den materiellen
Schaden bekamen wir einigermaßen ersetzt, der psychische blieb unser
Problem. Nach einer Beratung durch die Polizei verstärkten wir
Fenster und Türen und installierten eine Alarmanlage.
Drei
Jahre später wurde während unserer Anwesenheit – wir schliefen -
in unser Wohnmobil auf einem offiziellen Stellplatz eingebrochen.
Davon bekamen wir gar nichts mit. Erst am Morgen stellten wir den
Schaden fest. Auch diesmal wurde der finanzielle Schaden weitgehend
ersetzt, psychisch wird man dann schon etwas sensibel, um nicht zu
sagen schizophren.
Nun
zur näheren Gegenwart: Wir kauften vor etwa 15 Monaten ein neues
Wohnmobil. Wegen der oben gemachten Erfahrungen wollten wir unser
Wohnmobil bestmöglich (und erschwinglich) gegen Einbruch schützen.
Deshalb planten wir zwei Komponenten ein: Zum einen zusätzliche
mechanische Sicherungen an den Zugängen, die einen Einbruch
erschweren sollten. Zum anderen Sensoren, die bei einer Überwindung
der mechanischen Sicherungen einen Alarm auslösen sollten. Natürlich
waren wir uns bewusst, dass jede mechanische Sicherung je nach Können
(Lockpicking) oder Nichtkönnens (brutale Gewalt) ihre überwindbaren
Grenzen hat. Genauso haben wir auch schon öfters beobachtet, wie ein
noch so lauter Alarm unsere Mitmenschen nur sehr peripher tangiert,
oder um es deutlicher auszudrücken, nicht die Bohne interessiert.
Nichtsdestotrotz wollten wir wenigstens nicht kampflos klein bei
geben.
Wir
entschieden uns bei der mechanischen Komponente für die Systeme von
Heosolution. Hier hatten wir schon einmal etwas ausprobiert und
hielten diese Systeme für unsere Zwecke für geeignet. Bei dem
Sensorsystem wollen wir keine Namen nennen, um es eventuellen
Einbruchsenthusiasten nicht zu leicht zu machen, denn auch diese
Mitmenschen sind zumindest zum Teil des Lesens mächtig.
Nun
suchten wir Spezialisten, die uns diese Systeme einbauen sollten. Auf
den Internetseiten der Systemanbieter fanden sich hin und wieder auch
empfohlene Partnerfirmen. Diese Hinweise waren leider nur suboptimal.
Die häufigsten Rückschläge: „Davon wissen wir nichts.“ „Wir
haben keine Termine frei.“ „Fragen Sie in sechs Wochen noch
einmal nach.“ „Einen Kostenvoranschlag können wir Ihnen nicht
erstellen.“ „Wir rechnen nur nach Aufwand ab.“ Letzterer war
fast grundsätzlich um einiges höher als die Komponenten selbst wert
waren.
Schließlich
fanden wir tatsächlich einen Spezialisten in einiger Entfernung von
unserem Wohnort, der zwar nicht die von uns gewünschte, aber eine
andere Alarmanlage mit ähnlichen Fähigkeiten zu einem Festpreis
einbauen wollte. Das klappte zum Glück auch hervorragend, auch wenn
es etwas länger als geplant dauerte und Achim als Handlanger ein
paar Stunden aushelfen musste.
Mit
den mechanischen Komponenten kamen wir aber so nicht weiter. Daher
warteten wir schönes Wetter ab, denn eine Halle haben wir nicht.
Dann überwanden wir unsere Skrupel und bohrten und frästen diverse
Löcher in unser schönes (noch ziemlich neues) Wohnmobil und
verbauten die Komponenten bis auf eine selber. Dafür brauchten wir
mehrere Anläufe (wegen Wetter und wegen fehlender Teile wie passende
Bohrer etc.).
Nur
an eine Komponente trauten wir uns nicht so recht ran: Die
Zusatzsicherung der Eingangstür. Hier hat Hymer schon ein recht
massiv wirkendes Teil verbaut. Die Tür ist größer und massiger als
eine Klappe, hat innen eine Plastikabdeckung und ein angenehm dicht
schließendes Fliegengitter. Da die Tür dicker ist - oder zumindest
erscheint, weiß man vorher nicht genau, ob das Zusatzschloss
überhaupt dafür geeignet ist. Man müsste die Plastikverkleidung
abnehmen können. Dann könnte man zumindest mal schätzen. Die
kriegt man aber zumindest als Laie nicht ab, ohne sie kaputt zu
machen. Zudem schließt das Fliegengitter, das in einem Plastikrahmen
steckt, so dicht, dass der Riegel des Zusatzschlosses nicht so
einfach greifen kann. Wir waren ziemlich ratlos. Nun gingen wir
wieder auf Spezialistensuche, diesmal ganz gezielt zur Montage dieses
einen Zusatzschlosses. Die Antworten von oben könnten wir jetzt noch
einmal anfügen. Die brauchbarsten Antworten waren: „Das dauert
zwei bis drei Stunden, könnte aber Murks werden.“ „In zwei
Monaten hätte ich vielleicht einen Termin frei. Rechnen Sie mal mit
fünf Stunden Arbeitszeit.“
Jetzt
dehnten wir unsere Suche nach Alternativen aus. Es gibt ja noch
andere Anbieter. Aber auch hier scheiterten wir entweder an den
Einbauvoraussetzungen (Maße passten nicht.) oder daran, dass viele
Zusatzschlösser nur von außen oder innen, aber nicht von beiden
Seiten zu schließen sind. Letzteres wollten wir aber unbedingt. Die
Zeit floss dahin.
Jetzt
zur allernächsten Gegenwart: Auf einem Stellplatz an der Ostsee döst
Achim so vor sich hin, genießt ein leckeres Eis, als sein Blick auf
einen fast baugleichen Hymer fällt, dessen Eingangstür einen
zusätzlichen „Knubbel“ aufweist. Große Besichtigung und
Erklärung des Eigentümers. Dieser hat es doch tatsächlich selbst
geschafft, dieses Zusatzschloss einzubauen.
Jetzt
sind wir nicht mehr zu bremsen. Das heißt, ein bisschen doch noch.
Wir brauchen natürlich noch ein paar Dinge aus dem Baumarkt und
passendes Wetter (keine Halle, siehe oben). Apropos Wetter: Das ist
jetzt so gut, dass es auch wieder zu gut ist. Wir können nur morgens
und abends ein bisschen am Wohnmobil arbeiten, weil es sonst zu heiß
ist. Für uns bedeutet das: Bei jedem Arbeitsein- bzw. -ansatz
Werkzeug bereitlegen, Stromstrippe für Bohrmaschine, Staubsauger und
schnelldrehendes Multifunktionswerkzeug (also ein kleines Schneid-,
Schleif- und Trenngerät ähnlich dem von Dr Emel osä.) vom Haus zum
Wohnmobil ziehen, arbeiten und alles wieder aufräumen.
Der
folgende Teil ist allerdings nur etwas für technisch interessierte
Menschen. Selbige mögen aber bitte unsere handwerklichen Fähigkeiten
äußerst wohlwollend oder besser gar nicht zur Kenntnis nehmen.
Die
meiste Zeit geht durch Messen, Schätzen, Zeichnen und Schablonen
schneiden drauf. Dann ist die erste wirkliche Zerstörung an der
Plastikverkleidung der Tür vollbracht. Zum Glück stellen wir fest,
dass an der von uns gewählten Stelle hinter der Plastikverkleidung
ein Hohlraum ist und wir sonst nichts zerstört haben. Schwein
gehabt! Nun müssen wir die Zerstörung so rechteckig fortsetzen,
dass das Innenteil des Zusatzschlosses hinein passt. Vorsichtig wie
wir sind schneiden wir etwas zu knapp ab. Wir müssen nachfeilen.
Aber womit? Mit den Feilen aus unserer Werkzeugkiste kommen wir nicht
gut ran. Die Dinger sind einfach zu groß. Die besten Ergebnisse
erzielen wir mit einem ledernen Mann, besser bekannt als Leatherman.
Nun passt das Innenteil rein.
Jetzt
müssen wir dem Rahmen des Fliegengitters beibringen, den Riegel
durchzulassen, denn der muss an der soliden Einfassung der Tür
greifen, sonst lacht selbst der schwächste Einbrecher. Mit Hilfe des
kleinen Schleifgerätes und der Nachbearbeitung mittels
Bohrschleifaufsatz kriegen wir auch das gelöst.
 |
| Da soll der Riegel greifen. |
Nun
müssen wir fünf Löcher in die Tür bohren, um das Außenteil
aufsetzen und den Schließmechanismus bedienen zu können. Eigentlich
ganz einfach: Ein Teil des Innenteils dient als Schablone. Aber jetzt
wird es heikel. Dieses Teil droht hinter der Plastikabdeckung
verlustig zu gehen. Das würden wir nie im Leben wieder heraus
bekommen. Ausweg: Schnürsenkel als Sicherungsseil und ganz viel
Gewebeband zum fixieren. Dann folgt die Zerstörung der Eingangstür
mit fünf Löchern. Es bleibt für immer ein Rätsel, wie man den
Bohrer gerade hält. Das Lochmuster schaut von innen gut aus, von
außen dann nicht so. Trotzdem murksen wir es passend. Murksen vor
allem auch deswegen, weil wir zwar die passenden Bohrer für die
Halterungen, aber nicht für den Schließmechanismus haben. Hierfür
hätten wir einen 20 mm Bohraufsatz gebraucht. Wer hat den schon?
Zwar wollten wir uns mit Forstnerbohrern behelfen. Funktioniert aber
nicht, wenn man schon ein Loch durchgebohrt hat. Also wieder feilen
und
fräsen bis es
passt. Gut, dass wir uns vorsichtshalber ein paar Schrauben besorgt
hatten, denn nun passen die originalen nicht mehr. Sie sind zu kurz.
Dann
bauen wir alles zusammen wie es sein soll.
 |
| Innen- und Außenansicht |
Der ultimative Test steht
bevor. Die Nerven, soweit nicht schon im Vorfeld gerissen, sind bis
aufs äußerste gespannt. Achim geht todesmutig ins Wohnmobil. Karin
wird nach draußen verbannt. Falls etwas schief geht, kann sie
wenigstens für Achims Verpflegung sorgen. Es reicht, wenn einer die
ewige Einkerkerung riskiert. Die Tür wird geschlossen. Achim dreht
den Riegel zu. Er greift und hält, was er verspricht. Achim dreht
den Riegel wieder auf. Achim ist vorerst wieder frei. Nun steckt
Karin den Schlüssel von außen ins Schloss und schließt zu.
Gleiches Ergebnis. Sie schließt wieder auf. Achim ist frei. Das
letzte Zusatzschloss ist eingebaut und funktionert. Die Anspannung
fällt ab.
15 Monate sind vergangen.
Hier
noch ein paar bebilderte Erläuterungen zum Einbau des
Zusatzschlosses:
1)
Messen ist das A und O und zwar mehrdimensional. Wo soll das Teil hin? Höher, tiefer, mehr links, mehr rechts?
Funktioniert dann auch noch die Tür und das Fliegengitter? Passt die
Länge der Schrauben? Hier darf man nicht nur den Zollstock (= 2,54
cm Stock), sondern auch einen Messschieber einplanen.
2)
Bohrer diverser Größen, auch große und ganz große. Man bedenke
das Mischmaterial eines Wohnmobils von Holz über Plastik bis zu
Aluminium oder Stahl.
3)
Ein Forstnerbohrer täte es vielleicht auch, wenn nicht vorher ein
Loch gebohrt wird.
4)
Feilen und fräsen wird eine der Hauptbeschäftigungen sein.
5)
Schrauben sollten in verschiedenen Längen zur Verfügung stehen, da
die Dicke der Tür ohne Plastikverkleidung kaum genau voraussehbar
ist.
6)
Kleine Trennscheiben sind schon ganz praktisch, um überhaupt mal
eine Art von Rechteck in die Plastikverkleidung zu schneiden.
7)
Schnürsenkel oder ähnliches helfen Teile des Schlosses fest zu
halten, so dass es nicht hinter der Plastikverkleidung auf
Nimmerwiedersehen verschwindet.
8)
Tape (auf deutsch: Gewebeband) hilft Teile des Schlosses zusammen
(nicht zu verwechseln mit „fest“) zu halten.
9)
Jede Menge Ersatznervenstränge.