Hier einmal
ein kleiner Aufsatz über Fehmarn. Keine Lobeshymne, sondern einfach
nur den Frust loswerden. Also auch keine Reisegeschichte. Trotzdem
hoffen wir bei der Lektüre auf Ihr/Euer Mitgefühl.
Wir waren
schon Anfang der achtziger Jahre einmal auf Fehmarn. Da hat es die
ganze Zeit geregnet – im Sommer. Dann starteten wir 1991 auf
Anraten eines sehr guten Freundes einen zweiten Versuch. Wir waren
inzwischen Windsurfer und suchten ein passendes Revier für uns
Anfänger. Volltreffer! Unsere ersten Erfolgserlebnisse durften wir
von einem nicht ganz unbekannten Campingplatz im Südosten Fehmarns
aus genießen. Stehtiefes Flachwasser war ideal zum Lernen. Nur
unsere Kinder mussten sich in ihrer Freizeitentfaltung etwas
zurückhalten. "Ballspielen ist hier verboten!" hörten wir
den Eigner des Platzes rufen, als unser Nachwuchs auf einer leeren
Wiese zu kicken begann. Als unser Nachwuchs dann im Bett schlummerte
und wir mit Freunden davor saßen, kam ein Nachtwächter vorbei und
ermahnte uns: "Keine Vorzeltpartys!" Wir definieren
Vorzeltparty: Unter der Markise sitzen und sich leise (!!!)
unterhalten, damit der Nachwuchs schlafen kann. Was er auch konnte,
trotz der lauten Ermahnung des Nachtwächters.
In den
folgenden Jahren – ohne Ballspielen auf der freien Wiese und ohne
Vorzeltpartys – wurden unsere Windsurffähigkeiten etwas besser.
Ein weiterer Freund animierte uns zu einem "anspruchsvolleren"
Revier an die Westküste. Dort gab es immer noch Stehrevier und
Flachwasser, aber mehr Wind. Leider konnte man dort nicht wie auf
einem Campingplatz übernachten, sodass wir ein paar Kilometer zu
einem Campingplatz auf einem Bauernhof fahren mussten. Dort war es
auch schön – bei schönem Wetter. Bei Regen wurde die Wiese des
Bauern nass und nässer und unser Womo regelmäßig tiefer gelegt.
Zum Glück hatte der Bauer einen leistungsstarken Traktor.
Nochmals
einige Zeit später durften wir sogar auf dem Parkplatz direkt am
Wasser übernachten. D. h., ob wir das wirklich durften, wissen wir
nicht. Jedenfalls hatten es uns die verschiedenen Pächter erlaubt.
So fuhren wir freitags regelmäßig über die Fehmarnsundbrücke,
wohl wegen des Aussehens und mit etwas Fantasie auch "Kleiderbügel"
genannt. Bei der Überfahrt stellte sich für uns jedesmal Vorfreude
auf ein schönes Wochenende ein. Der Alltag war auf dem Festland
hinter uns geblieben. Wir besuchten die üblichen einschlägigen
Geschäfte, deckten uns mit Verpflegung ein und fuhren auf die
"Wiese", wie wir unseren Parkplatz im Westen der Insel an
der Orther Reede nannten. Dort trafen wir uns regelmäßig mit
Freunden. Irgendwer Bekanntes war eigentlich immer da. Wir waren eine
richtig tolle Clique. Dann warteten wir auf Wind. Wenn der mal nicht
kam, machten wir Fahrradtouren; meist nach Burg zum Einkaufen. Abends
wurde gemeinsam gegrillt und bei einem Glas Wein oder einer Flasche
Bier der Sonnenuntergang genossen. Oder wir gingen in den kleinen
Hafenort zum Essen. Es war eine herrliche Zeit!
Dann änderte
sich plötzlich alles. Übernachten verboten!
Und zwar so ziemlich
überall. Ausgenommen auf Campingplätzen und offiziellen
Stellplätzen. Begründet wurde es damit, dass es schon immer
verboten wäre und dass wir uns in einem Naturschutzgebiet befänden.
Ob es wirklich schon immer verboten war, wissen wir natürlich nicht.
Dass es auf Fehmarn Naturschutzgebiete gibt und gab, wissen wir auch.
Doch dass die ganze Insel eines ist, war uns neu. Jedenfalls fanden
wir überall Schilder vor, die auf das Verbot zu zelten und zu campen
hinweisen. Nun könnte man diskutieren, ob Wohnmobile schon campen,
wenn deren Insassen lediglich darin schlafen. (Der Online-Duden kennt
den Begriff "campen" im Zusammenhang mit Wohnmobilen gar
nicht. Erst Wikipedia bringt uns die Erleuchtung.) Oder ob der auf
den Tafeln angeführte Paragraf inzwischen (seit 2010) einen ganz
anderen Inhalt hat. (Dafür steht der ehemalige Text leider trotzdem
noch an anderer Stelle in diesem Gesetz.)
Fakt ist
jedenfalls, dass die Wohnmobilisten der "Wiese" zerstreut
wurden. Anfangs traf man sich zwar noch hin und wieder tagsüber
dort. Aber abends ging bzw. fuhr jeder seinen eigenen Weg zum
Übernachten. So suchten sich die meisten nach und nach neue
Windsurfreviere außerhalb Fehmarns. Eine Clique wie auf der "Wiese"
wird es aber wohl nicht mehr geben.
Heute stellt
sich für uns ein Fehmarnaufenthalt wie folgt dar: Wir überqueren
die Brücke. Frage: Wohin sollen wir fahren? Wenn wir auf die Wiese
fahren, müssen wir die Tagesgebühr bezahlen. Ob wir zum Windsurfen
kommen, wissen wir aber nicht. Wird der Wind ausreichen? Sollen wir
lieber gleich einen Übernachtungsplatz anfahren? Hier müssen wir
zwar auch bezahlen, aber dann sparen wir wenigstens die Tagesgebühr.
Hinzu kommt ggf. die Kurtaxe, egal ob wir die Wiese oder einen
Übernachtungsplatz ansteuern. Dazu müssen wir entweder einen Umweg
über das Touristenbüro machen, wobei wir dann aber schon wissen
sollten, wie lange wir bleiben wollen. Oder wir warten den
"Kurtaxentageskassierer" ab. Der fährt die üblichen
Womo-geeigneten Plätze an, kassiert zwar einige Cents mehr als im
Touristenbüro fällig wären, aber dafür täglich. D. h. wir
brauchen unsere Aufenthaltsdauer nicht voraus zu planen. Apropos
Kurtaxe. Auch ein Ärgernis, seit sie besteht. Dass sie fällig ist,
wissen wir. Wofür sie kassiert wird, wissen wir nicht so genau. Wir
sehen neue Fahrradwege. Gut! Wir sehen alte Fahrradwege in immer
schlechterem Zustand. Nicht gut! Wir sehen neue, breitere Gehsteige
zu Ungunsten breiterer Straßen. Gut und nicht gut! Viel Platz für
Fußgänger und Radfahrer, falls letztere diese Gehsteige überhaupt
benutzen dürfen. Schlecht für Womos. An einigen Stellen müssen wir
bei Gegenverkehr oder weil niedrige Äste die Durchfahrt behindern
auf die Gehsteige ausweichen. Gefährlich! Manchmal sind die
Gehsteige – wohl weil sie so schön breit sind - sogar von Autos
(verbotenerweise?) zugeparkt. Schließlich ist diese Kurtaxe auch
eine Zufallsabgabe. Die zahlt nämlich nur, wer das Pech hat,
angetroffen zu werden. Hier wollen wir nicht falsch verstanden
werden. Wir können uns diese dritte Zahlung (neben Tages- und
Übernachtungsgebühr) schon noch leisten, auch wenn wir sie nicht
gutheißen. Aber dann sollte diese Kurabgabe zumindest auch von allen
bezahlt werden müssen. Dieses Spiel geht regelmäßig so weit, dass
viele die Übernachtungsplätze sehr spät am Abend anfahren und sehr
früh am Morgen wieder verlassen. So sparen sie die
Übernachtungsgebühr und mit etwas Glück auch die Kurabgabe – zu
Lasten der Ehrlichen.
Wir waren
etwa zwei Wochen auf Fehmarn. Dann hatten wir die ewige Fahrerei
satt. Auf der Fahrt nach und von Fehmarn hatten wir keinen Stau, auf
Fehmarn in bzw. nach Burg aber regelmäßig. Eine Tourempfehlung für
Fehmarn können (und wollen) wir nicht abgeben.