Montag, 14. September 2015

Fehmarn – was ist aus dir geworden?


Hier einmal ein kleiner Aufsatz über Fehmarn. Keine Lobeshymne, sondern einfach nur den Frust loswerden. Also auch keine Reisegeschichte. Trotzdem hoffen wir bei der Lektüre auf Ihr/Euer Mitgefühl.

Wir waren schon Anfang der achtziger Jahre einmal auf Fehmarn. Da hat es die ganze Zeit geregnet – im Sommer. Dann starteten wir 1991 auf Anraten eines sehr guten Freundes einen zweiten Versuch. Wir waren inzwischen Windsurfer und suchten ein passendes Revier für uns Anfänger. Volltreffer! Unsere ersten Erfolgserlebnisse durften wir von einem nicht ganz unbekannten Campingplatz im Südosten Fehmarns aus genießen. Stehtiefes Flachwasser war ideal zum Lernen. Nur unsere Kinder mussten sich in ihrer Freizeitentfaltung etwas zurückhalten. "Ballspielen ist hier verboten!" hörten wir den Eigner des Platzes rufen, als unser Nachwuchs auf einer leeren Wiese zu kicken begann. Als unser Nachwuchs dann im Bett schlummerte und wir mit Freunden davor saßen, kam ein Nachtwächter vorbei und ermahnte uns: "Keine Vorzeltpartys!" Wir definieren Vorzeltparty: Unter der Markise sitzen und sich leise (!!!) unterhalten, damit der Nachwuchs schlafen kann. Was er auch konnte, trotz der lauten Ermahnung des Nachtwächters.

In den folgenden Jahren – ohne Ballspielen auf der freien Wiese und ohne Vorzeltpartys – wurden unsere Windsurffähigkeiten etwas besser. Ein weiterer Freund animierte uns zu einem "anspruchsvolleren" Revier an die Westküste. Dort gab es immer noch Stehrevier und Flachwasser, aber mehr Wind. Leider konnte man dort nicht wie auf einem Campingplatz übernachten, sodass wir ein paar Kilometer zu einem Campingplatz auf einem Bauernhof fahren mussten. Dort war es auch schön – bei schönem Wetter. Bei Regen wurde die Wiese des Bauern nass und nässer und unser Womo regelmäßig tiefer gelegt. Zum Glück hatte der Bauer einen leistungsstarken Traktor.

Nochmals einige Zeit später durften wir sogar auf dem Parkplatz direkt am Wasser übernachten. D. h., ob wir das wirklich durften, wissen wir nicht. Jedenfalls hatten es uns die verschiedenen Pächter erlaubt. So fuhren wir freitags regelmäßig über die Fehmarnsundbrücke, wohl wegen des Aussehens und mit etwas Fantasie auch "Kleiderbügel" genannt. Bei der Überfahrt stellte sich für uns jedesmal Vorfreude auf ein schönes Wochenende ein. Der Alltag war auf dem Festland hinter uns geblieben. Wir besuchten die üblichen einschlägigen Geschäfte, deckten uns mit Verpflegung ein und fuhren auf die "Wiese", wie wir unseren Parkplatz im Westen der Insel an der Orther Reede nannten. Dort trafen wir uns regelmäßig mit Freunden. Irgendwer Bekanntes war eigentlich immer da. Wir waren eine richtig tolle Clique. Dann warteten wir auf Wind. Wenn der mal nicht kam, machten wir Fahrradtouren; meist nach Burg zum Einkaufen. Abends wurde gemeinsam gegrillt und bei einem Glas Wein oder einer Flasche Bier der Sonnenuntergang genossen. Oder wir gingen in den kleinen Hafenort zum Essen. Es war eine herrliche Zeit!

Dann änderte sich plötzlich alles. Übernachten verboten!
Und zwar so ziemlich überall. Ausgenommen auf Campingplätzen und offiziellen Stellplätzen. Begründet wurde es damit, dass es schon immer verboten wäre und dass wir uns in einem Naturschutzgebiet befänden. Ob es wirklich schon immer verboten war, wissen wir natürlich nicht. Dass es auf Fehmarn Naturschutzgebiete gibt und gab, wissen wir auch. Doch dass die ganze Insel eines ist, war uns neu. Jedenfalls fanden wir überall Schilder vor, die auf das Verbot zu zelten und zu campen hinweisen. Nun könnte man diskutieren, ob Wohnmobile schon campen, wenn deren Insassen lediglich darin schlafen. (Der Online-Duden kennt den Begriff "campen" im Zusammenhang mit Wohnmobilen gar nicht. Erst Wikipedia bringt uns die Erleuchtung.) Oder ob der auf den Tafeln angeführte Paragraf inzwischen (seit 2010) einen ganz anderen Inhalt hat. (Dafür steht der ehemalige Text leider trotzdem noch an anderer Stelle in diesem Gesetz.)

Fakt ist jedenfalls, dass die Wohnmobilisten der "Wiese" zerstreut wurden. Anfangs traf man sich zwar noch hin und wieder tagsüber dort. Aber abends ging bzw. fuhr jeder seinen eigenen Weg zum Übernachten. So suchten sich die meisten nach und nach neue Windsurfreviere außerhalb Fehmarns. Eine Clique wie auf der "Wiese" wird es aber wohl nicht mehr geben.

Heute stellt sich für uns ein Fehmarnaufenthalt wie folgt dar: Wir überqueren die Brücke. Frage: Wohin sollen wir fahren? Wenn wir auf die Wiese fahren, müssen wir die Tagesgebühr bezahlen. Ob wir zum Windsurfen kommen, wissen wir aber nicht. Wird der Wind ausreichen? Sollen wir lieber gleich einen Übernachtungsplatz anfahren? Hier müssen wir zwar auch bezahlen, aber dann sparen wir wenigstens die Tagesgebühr. Hinzu kommt ggf. die Kurtaxe, egal ob wir die Wiese oder einen Übernachtungsplatz ansteuern. Dazu müssen wir entweder einen Umweg über das Touristenbüro machen, wobei wir dann aber schon wissen sollten, wie lange wir bleiben wollen. Oder wir warten den "Kurtaxentageskassierer" ab. Der fährt die üblichen Womo-geeigneten Plätze an, kassiert zwar einige Cents mehr als im Touristenbüro fällig wären, aber dafür täglich. D. h. wir brauchen unsere Aufenthaltsdauer nicht voraus zu planen. Apropos Kurtaxe. Auch ein Ärgernis, seit sie besteht. Dass sie fällig ist, wissen wir. Wofür sie kassiert wird, wissen wir nicht so genau. Wir sehen neue Fahrradwege. Gut! Wir sehen alte Fahrradwege in immer schlechterem Zustand. Nicht gut! Wir sehen neue, breitere Gehsteige zu Ungunsten breiterer Straßen. Gut und nicht gut! Viel Platz für Fußgänger und Radfahrer, falls letztere diese Gehsteige überhaupt benutzen dürfen. Schlecht für Womos. An einigen Stellen müssen wir bei Gegenverkehr oder weil niedrige Äste die Durchfahrt behindern auf die Gehsteige ausweichen. Gefährlich! Manchmal sind die Gehsteige – wohl weil sie so schön breit sind - sogar von Autos (verbotenerweise?) zugeparkt. Schließlich ist diese Kurtaxe auch eine Zufallsabgabe. Die zahlt nämlich nur, wer das Pech hat, angetroffen zu werden. Hier wollen wir nicht falsch verstanden werden. Wir können uns diese dritte Zahlung (neben Tages- und Übernachtungsgebühr) schon noch leisten, auch wenn wir sie nicht gutheißen. Aber dann sollte diese Kurabgabe zumindest auch von allen bezahlt werden müssen. Dieses Spiel geht regelmäßig so weit, dass viele die Übernachtungsplätze sehr spät am Abend anfahren und sehr früh am Morgen wieder verlassen. So sparen sie die Übernachtungsgebühr und mit etwas Glück auch die Kurabgabe – zu Lasten der Ehrlichen.

Wir waren etwa zwei Wochen auf Fehmarn. Dann hatten wir die ewige Fahrerei satt. Auf der Fahrt nach und von Fehmarn hatten wir keinen Stau, auf Fehmarn in bzw. nach Burg aber regelmäßig. Eine Tourempfehlung für Fehmarn können (und wollen) wir nicht abgeben.